Arbeitest du aus finanziellen Gründen Vollzeit oder weil du es wirklich willst?
Diese und andere Fragen kläre ich heute mit Natalie.
Natalie ist 2fach-Mama, arbeitet in Vollzeit bei T-Systems und liebt ihren Job.
Wie sie alles unter einen Hut bekommt, wer ihr dabei hilft und warum sie bei beiden Kids sofort nach dem Mutterschutz wieder arbeiten ging…
Das alles kannst du hier anschauen, anhören oder lesen:
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3 Fakten über Natalie
Fakt 1: Ich bin durch und durch ein „Frankfurter Mädsche“ – (in Frankfurt geboren, im Rhein-Main-Gebiet aufgewachsen, zur Schule gegangen und studiert) und seit 15 Jahren mit einem Tiroler zusammen. Kennen und lieben gelernt haben wir uns in der Oberstufe.
Fakt 2: Ich liebe es zu Reisen – habe gemeinsam mit meinem Mann viel von der Welt gesehen und so einige tolle Plätzchen bereist.
Fakt 3: Ich bin von Natur aus super neugierig und extrem motiviert, neue Dinge zu bewegen.
Was hat sich nach der Geburt deines Kindes für dich geändert?
Die Nächte sind eindeutig unruhiger geworden.
Verschiebung der Prioritäten im Sinne von „das Kind geht vor und alles andere kommt danach“ – und das mit einem Vollzeit Job zu verbinden war nicht immer leicht 😉.
Wie hat dein Umfeld darauf reagiert, dass du nach 8 Wochen in Vollzeit zurück ins Büro bist?
Die allermeisten haben die Augenbrauen hochgezogen und gefragt „Ja kann das denn der Papa überhaupt?“ Meine Standardantwort darauf war immer „Klar, nur das Stillen geht leider nicht. Aber dafür gibt es Milchpumpen.“ Dann war meistens Ruhe .
Diese Art von Kommentaren kamen vor allem bei unserem ersten Sohn 2017. Da war „unser Modell“ noch komplett fern der Realität und keiner konnte sich vorstellen, dass das gut geht. Da war ich zugegebenermaßen anfangs auch manchmal verunsichert, ob wir wirklich die richtige Entscheidung getroffen haben.
“Alle anderen Kommentare in die negative Richtung gingen nie direkt an uns, aber ich kann mir vorstellen, wie hinter unserem Rücken getratscht wurde.”
Beim 2. Sohn Anfang 2020 wurden die negativen Kommentare und Bemerkungen weniger, da die Leute nun wussten „ah, bei denen scheint es wirklich zu klappen“.
Und ich war natürlich viel selbstbewusster und konnte entsprechend auf solche Kommentare reagieren.
Wie managt ihr den Alltag?
Sonntagabend schauen mein Mann und ich über die Kalender (Business und den Familienkalender) und gehen gemeinsam durch, was die Woche ansteht. Zu welchen Terminen ich im Büro sein muss und was bei den Jungs ansteht.
- Wir stehen morgens relativ früh auf (die Jungs sind totale Frühaufsteher) und starten so immer ganz entspannt in den Tag. Mit einer Tasse Kaffee und einem großen Stapel Büchern im Bett fängt jeder Tag gleich an.
- Ich gehe dann meistens gegen 6:15 Uhr duschen und
- mein Mann macht Frühstück & die Brotdosen für die Kita.
- Gegen kurz vor 8 gehen meine Männer aus dem Haus und ich setze mich mit einem 2. Kaffee vor den Rechner und fange an zu arbeiten.
- Bis 15 Uhr sind die Jungs in der Kita und ich versuche alle wichtigen Calls auf die Zeit zu legen, an denen die Jungs in der Kita sind.
- Was ich nicht am Nachmittag schaffe, wird am Abend nachgeholt, sobald wieder Ruhe einkehrt.
Hast du dir vor der Schwangerschaft vorstellen können, dass Mütter Vollzeit + Mamasein verbinden können?
Ja, mir war schon relativ schnell klar, dass ich nicht die klassischen 1 oder 2 Jahre Elternzeit nehmen möchte. Dafür habe ich meinen Job zu gerne gemacht und mir wäre bei dem Gedanken schlichtweg langweilig geworden.
“Ich brauche immer Action und konnte mir nie vorstellen, mich vormittags um 9:30 Uhr mit anderen Mamas zum Latte Macchiato zu treffen und über die neuesten Entwicklungsschritte der Kinder zu sprechen.”
Das war nie meine Welt und wird es auch nie sein.
Hast du dich aus finanziellen Gründen für Vollzeit entschieden?
Sind wir mal ehrlich: Teilzeit wird leider viel schlechter bezahlt und oftmals arbeitet man weit mehr als seine 20 Stunden auf dem Papier. Zumal man bei Teilzeit immer etwas schräg angeschaut wird.
Und dank der flexiblen Arbeitszeiten und der Möglichkeit von zu Hause zu arbeiten kriege ich das sehr gut hin.
Hast du mit deinem Arbeitgeber T-Systems einen Special Mama-Deal?
Nein, ich möchte nicht auf das Mama sein reduziert werden. Ich habe flexible Arbeitszeiten und die Möglichkeit von zu Hause zu arbeiten – das hat aber jeder Mitarbeiter und es hat nichts mit dem Mamasein zu tun.
Zu Beginn als ich die Jungs noch gestillt habe, habe ich 2 mal am Tag im Büro abgepumpt – das ist aber kein Special, sondern steht jeder Mama gesetzlich zu.
Was sollten Unternehmen tun, um Mamas zu stärken?
Die Grundlagen sind einfach das Vertrauen in die Mitarbeiterinnen, dass sie ihre Arbeit ortsungebunden und relativ zeitungebunden erledigen können. Natürlich gibt es Termine, zu denen man erscheinen muss und man muss sich auch an Abgabefristen halten.
Allerdings gibt es einem unglaublich viel Freiheit, wenn man zwischendurch die Kinder von der Kita holen kann oder eben nicht morgens ganz früh auf die Autobahn muss, weil man eben von zu Hause arbeiten kann.
Mir persönlich hat die Möglichkeit von zu Hause zu arbeiten einiges an Work-Life-Balance gebracht, da ich bereits viel entspannter in den Tag starte. Dennoch fahre ich 1-2 Mal die Woche ins Office, um dort Kollegen zu treffen. Aber das ist auch bei Nicht-Eltern nicht anders – durch Corona haben die meisten das Home Office zu schätzen gelernt und wir treffen uns ab und zu im Büro.
Woran liegt es, dass Mamas den Wiedereinstieg auf gleicher Hierarchieebene so selten schaffen?
Das scheitert meiner Meinung nach leider ganz oft daran, dass sich Mamas es schlichtweg nicht zutrauen – neben den Kindern noch Karriere zu machen. Klar braucht man die Unterstützung und ohne meinen Mann, der mir den Rücken frei hält, würde das auch so nicht gehen.
Aber ganz oft sind es die Mamas selber, die mit dem Schwanger-sein bereits die Lust auf die Karriere verlieren.
Und logo ist es anstrengend – gerade am Anfang, wenn die Kids klein sind und die Nächte unruhig waren. Aber auch das ist nur eine gewisse Zeit und mit einer kalten Dusche, einem starken Kaffee und Concealer kriegt man das gut in den Griff .
Mit wem kannst du dich als Mutter in Vollzeit austauschen?
Mit meiner Mama – sie hat 3 Monate nach meiner Geburt wieder angefangen im Labor zu arbeiten. Anfangs zwar nur Teilzeit (relativ schnell dann aber wieder Vollzeit), aber sie musste logischerweise immer vor Ort sein. Sie hat die gleiche Denkweise wie ich und war auch schon immer sehr ambitioniert ihre Ziele zu erreichen. Ist sie bis heute noch und daher mein absolutes Vorbild.
Ich kenne in meinem persönlichen Umfeld keine Mama mit so kleinen Kindern, die Vollzeit arbeitet.
Auf LinkedIn gibt es ein paar, aber auch das ist noch sehr dünn.
Mit dem Wissen heute, was würdest du anders machen in deiner beruflichen Laufbahn?
Beim ersten Kind genauso entspannt sein, wie beim Zweiten und mir direkt von Anfang an von niemanden reinreden lassen.
Wenn Geld keine Rolle spielen würde: Was würdest du sofort umsetzen?
Ich würde gerne anderen Frauen von meiner Geschichte erzählen und ihnen Mut machen, sich ebenfalls zu trauen und den Schritt zu gehen, Kinder mit Karriere zu verbinden.
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