Darf ich Dinge sagen wie: „Ich will nicht jeden Nachmittag die Kids abholen.“ oder „Es macht mir keinen Spaß an fünf Nachmittagen und am Wochenende auf dem Spielplatz zu sitzen.“?
Ich finde, ich darf das und du auch! Und am besten folgt daraus auch eine konkrete Forderung an dein Gegenüber, so dass sich etwas für dich verbessern kann und du in eine erfolgreiche Verhandlung starten kannst.
Allerdings ist es in der praktischen Ausführung dann doch oft mit Schuldgefühlen verbunden. Es laut auszusprechen, fühlt sich dann doch nicht ganz so toll an. Aber was soll’s, so ist das mit Forderungen oft! Auf den Arbeitskontext bezogen ist beispielsweise hier die Forderung nach einer Gehaltserhöhung zu nennen – die Forderung fühlt sich manchmal nicht so gut an, auch und trotzdem hast du sie verdient!
Forderungen dieser Art sind meist Forderungen an den/die Partnerin und damit oft ebenso schwierig, wie die an deinen Chefin. Gleichzeitig rütteln sie vielleicht auch noch an deinen Glaubenssätzen. Im Kopf kommen Gedanken auf wie: was „darf“ „sollte“ „muss“ eine Mutter? Wie kommt diese Aussage bei meinemr Partner*in, bei meinem Umfeld an? Und ist es mir dann überhaupt so wichtig oder lass ich es lieber ruhen?
Gib nicht auf!
Kennst du das? Hast du auch Gedanken, die dich davon abhalten, solche Dinge auszusprechen? Dann überleg mal, ob das wirklich ein Grund ist, deine Forderung nicht zu stellen? Ich bin überzeugt: Nein!
Also hier meine 5 Tipps, für eine erfolgreiche Verhandlung:
1. Setz dir ein Ziel
2. Mache dir das WARUM klar
3. Perspektivwechsel
4. Das richtige Timing
5. Gute Gesprächsführung
1. Mach dir das WARUM klar
Gehe nie in eine Verhandlung, ohne zu wissen wofür du das tust. Vielleicht hast du sogar ein kleines Mantra für dich, wie z.B. ich bin es Wert! Meine Zeit ist auch wertvoll! Das ist wichtig für mich, um die Mutter sein zu können, die ich sein möchte.
Fällt dir das schwer, hilft dir vielleicht folgende Frage:
Was würde sich verändern, wenn mein Ziel erreicht ist? Auch Kleinigkeiten können eine große Auswirkung haben. So könntest du z.B. durch etwas mehr Zeit für dich, ausgeglichener werden. Was wiederum für gute Stimmung und positives Klima zuhause und in der Beziehung zu deinen Kindern und deinemr Partnerin sorgen könnte.
2. Setz dir ein ZIEL
Verhandlungen brauchen eine klare Handlungsaufforderung. Das Wort Verhandlung mag dir vielleicht merkwürdig vorkommen, aber nichts anderes ist es. Die Zeit von Eltern (allen Elternteilen!) ist knapp, sehr knapp! Ein Gleichgewicht zu finden, so dass alle bekommen was sie brauchen, ist fast unmöglich. Aber die einige Bedürfnisse sollten einfach erfüllt sein und dürfen deshalb gerne verhandelt werden! Zurück zu deinem Ziel, hast du dein Ziel klar? Vielleicht schreibst du es dir auf? Wenn du dein Ziel noch nicht kennst, sind hier ein paar Fragen an dich:
Wo und wann fühle ich mich ausgelaugt und unzufrieden? Was bräuchte ich jetzt in diesem Moment um mich besser zu fühlen?
In einem weiteren Schritt, nachdem du die Fragen oben beantwortet hast, schließt sich die Frage an: Was brauche ich für die Zukunft, damit sich das bessere Gefühl etabliert? Das könnte z.B. ein Abend für dich sein, ein Nachmittag (mehr) an dem du lange arbeiten kannst oder einem Hobby nachgehst.
3. Perspektivwechsel
Verständnis und Offenheit sind wichtig für eine gute Kommunikation auf Augenhöhe.
Reaktionen deines Gesprächspartners können oft kränken. Aber warum handelt der/die andere so? Ich bin mir sicher, in den allermeisten Fällen, ist das nicht gegen dich gerichtet. Auch deine Partnerin hat Glaubenssätze, Unsicherheiten und Ängste die auf ihn/sie wirken. Kennst du die Wünsche und Ängste deines Partners? Die Angst z.B. im Job nicht mehr ernst genommen zu werden, wenn man sich mehr Zeit für die Familie nimmt. Diese Angst ist leider gar nicht immer unberechtigt. Hier Verständnis zu zeigen, bedeutet nicht, deine eigenen Wünsche hinten an zu stellen. Verständnis bedeutet ebenfalls nicht, es als Grund anzunehmen, etwas nicht zu tun. Im Gegenteil, wenn du diesen Artikel liest, kennst du das Gefühl sicher und kannst deinemr Partnerin vielleicht sogar helfen, damit umzugehen.
4. Timing
Leichter gesagt als getan: Unbedingt eine Zeit zu zweit abwarten. Sicher, da bleibt oft nur einer der wenigen Abende, wenn die Kinder im Bett und beide Erwachsenen zu Hause sind. Dann gilt es noch die Müdigkeit zu überwinden und den Mut aufzubringen.
Am besten setzt du dir hier auch einen klaren Termin und kommunizierst den auch an deinen Partnerin.
5. Gesprächsführung
Wenn das für dich ungewohnt ist und du vielleicht zögerlich und unsicher bist, hilft das niemandem. Es verunsichert dein Gegenüber und dich selbst. Gegen Unsicherheit hilft Vorbereitung!
Du weißt jetzt ja schon WARUM du es tust und was dein ZIEL ist. Eine Hilfestellung könnte hier z.B. sein, einen Einstiegssatz vorzubereiten, um auch wirklich zu starten. Das hilft auch, um in die richtige Richtung zu starten. So vermeidest du direkt einen Einstieg mit Formulierungen, die den anderen triggern und zu einem schlechten Gesprächsstart führen könnten. Eine weitere Möglichkeit ist, die klare Handlungsaufforderung vorzuformulieren. Das heißt den Satz, der dein Ziel klar ausdrückt. Das hilft um den Mut im richtigen Moment zu haben (oder auch wenn die Unterhaltung in etwas abdriftet, wo du nicht hinwillst) und es auszusprechen.
Wenn du das getan hast, wenn du es ausgesprochen hast: Glückwunsch! Jetzt zähle innerlich bis fünf. Schiebe keine Bemerkung hinterher, schraube deine Forderung nicht direkt runter. Warte ab. Lass deinen Gegenüber die Chance zu reagieren.
Du hast es geschafft!
Noch etwas aus meiner persönlichen Erfahrung zum Schluss. Nun klingt das alles sehr technisch und businessmäßig. Aber die Wahrheit ist: Meine Beziehung haben solche Gespräche zu einer innigeren, liebevolleren und wertschätzenderen Beziehung gemacht. Nicht nur, weil ich glücklicher bin. Sondern eben auch, weil ich meinem Partner dadurch viel näherkomme. Unangenehme Gespräche waren für mich am Ende meist ein wertvoller Schritt in unserer Beziehung.
So jetzt hast du alles was du brauchst, also Brust raus, ein Lächeln aufsetzen und los geht`s!
Ein Hinweis: Dieser Artikel ist aus der Perspektive einer Frau mit richtig viel Spaß am Job und einem Partner an der Seite geschrieben. Es tut mir leid, wenn ich Personen oder Konstellationen nicht berücksichtigt habe. Ich hoffe es hat dich trotzdem ein wenig inspiriert.
Danke für den Gastbeitrag liebe Saskia Dierkes, Gründerin von YouParents