From Mom to Wow mit Juli Scharnovski

Ich bin Juli, ich bin Coach für Mamas. Ich habe auch eine Ausbildung zum systemischen Coach gemacht und zum integrativen Emotions-Coach. Ein riesen Wort mit relativ einfacher Wirkung. Außerdem bin ich Autorin, Mama von drei Jungs und bin verheiratet.

Ich komme ursprünglich aus dem Journalismus und bin in der Schwangerschaft mit meinen Zwillingens-Söhnen 2015 zum Bloggen gekommen, weil ich da festgestellt habe, dass es allein schon mit der Schwangerschaft komplett anders ist und anfühlt, als ich das erwartet habe. Man muss ja nicht direkt Schwangerschaftsdepressionen entwickeln oder anderes Drastisches, aber ich fand schon, dass es entweder nur die totalen Horror-Berichte gab oder die rosaroten.

Und mir fehlte einfach ein bisschen Orientierung, auch in der Hinsicht, es “scheiße-schön” zu finden. Na klar, ich war glücklich, ich war dankbar, aber mir war auch unsagbar schlecht.

Wir müssen auch bedenken, was für einen riesigen Einfluss Körper und Psyche aufeinander haben und dir dann ganz viel medialer Einfluss suggeriert, dass du am besten in einer weißen Bluse in einem Blumenfeld sitzen und den „Glow” haben sollst – das hatte ich alles nicht.
Und da musste ich mich mitteilen. So bin ich zum Bloggen gekommen. Ich hab dann ganz schnell festgestellt, dass es schon ganz, ganz vielen Frauen – inklusive mir – hilft, es einfach mal auszusprechen.

Hier im Ruhrgebiet sagt man: „Woanders ist auch scheiße”.

Das kann unglaublich viel Druck nehmen. Darüber ist ganz viel Austausch entstanden und mit den Jahren habe ich irgendwie gemerkt, dass ich selbst Dinge bei mir verändern muss – da können wir gleich auch noch drüber sprechen. Wenn ich gesund sein möchte, zufrieden sein möchte und für meine Kinder da sein möchte, lief es nicht alleine mit den Strategien, die ich bis dahin hatte.

NADINE: Ja.

JULI:  Ich brauchte andere Strategien. Auf der anderen Seite dachte ich mir: „Krass, was Mütter alles machen”. Ich finde, Frauen sind eh unfassbare Wesen.

Was sie wirklich aus dem Nichts heraus kreieren und das unter widrigsten Bedingungen und dann auch noch als Mütter – find ich einfach oberkrass. Ich will mich da gar nicht ausschließen, aber oft sehen wir das gar nicht! Wir nehmen gar nicht wahr, dass wir so stark sind – was nicht heißen soll, dass wir immer nur durchziehen.

Da wollte ich anderen immer die Augen öffnen. Dann kam immer mehr der Wunsch, das nicht nur durchs Schreiben zu machen, sondern auch durch konkrete Arbeit. Also habe ich meine Coaching-Ausbildung gemacht und angefangen mich online breiter aufzustellen. Einfach, weil das leichter ist für uns Mamas, um Termine zu machen und einander zu erreichen. Ich arbeite auch total gerne live, nur in diesem Jahr war das natürlich bislang bisschen schwieriger. Aber online ist für uns ja auch wirklich praktisch – vom ganzen Corona-Gedöns mal abgesehen. Am Computer bist du halt mal schnell und musst vielleicht nicht so lange einen Babysitter organisieren.

Über das Autorinnen Dasein
(4:48-6:06)

NADINE: Klasse! Das bedeutet, du warst schon Buchautorin und dann kam es zu deinen Seiten oder zu deinem Blog?

JULI:  Achso, nein, ich war Journalistin.

Ich war bis zur Geburt der Zwillinge Nachrichtenredakteurin bei einer Tageszeitung. Und war auch glücklich, aber nicht nur. Erstmal ist der Journalismus ein ziemliches Haifischbecken, eine relativ kleine Branche mit relativ wenig Stellen und relativ vielen Bewerbern. Das heißt, du musst auch immer abliefern, abliefern, abliefern. Auch gibt es sehr familienunfreundliche Arbeitszeiten. Irgendwie hat mir immer noch der letzte Punkt gefehlt, da so rauszukommen, weil es natürlich diese Sicherheit von einer Festanstellung gibt und dann hatte ich auch noch ein Tarifgehalt, das war auch schön.
Und dann wurde ich schwanger. Es sah ganz danach aus, dass mein Vertrag nicht verlängert wird und das war dann auch gut. Dann bin ich erstmal in Elternzeit gegangen und daraus ist dann ganz viel anderes einfach entstanden und gewachsen. Das Buch ist dieses Jahr, 2020, erschienen.

Mom to Wow
(6:07-7:06)

NADINE: Das heißt, du hast mit dem Blog „Doppelkinder” gestartet oder mit „Mom to Wow”?

JULI:  Mit den Doppelkindern. Das ist der Zwillingsblog. Die Inhalte sind noch da, die ganzen Familienthemen, und das werden sie auch bleiben, nur erscheint da relativ wenig gerade, weil ich mich voll auf „Mom to Wow” konzentriere.

„Mom-Empowerment”, das ist ja dieses Wortbild oder diese Spiegelung: „Mom is just a reflection of Wow”, damit wir das alle ein bisschen mehr sehen und erkennen wie „Wow” wir tatsächlich sind. Das steckt dahinter. Und da gibt es jetzt den Podcast und Webinare, Seminare, Online Kurse…

NADINE: Wie sich das gehört, die ganze Palette.

JULI:  Die ganze Palette, genau.

NADINE: Das ist ja auch schön. Also „Doppelkinder” ist noch der klassische Blog und „Mom to Wow”, ich sage jetzt mal: dein Business.

JULI:  Genau, ja.

Wie kamst du zum Thema Selfcare?
(7:07-14:21)

NADINE: Wie kamst du denn darauf, dich mit dem Thema Selfcare zu beschäftigen? Ist es wirklich aus dem eigenen Leben ein bisschen gewachsen und du hast festgestellt, es gibt eben nicht nur rosarot, sondern es gibt auch die „schöne Scheiße”?

JULI:   Ja, ganz genau. Also erstmal habe ich für mich selbst gemerkt: „Krass, ich brauch mal Strategien”. Da waren die Zwillinge so anderthalb, da habe ich das echt gemerkt, auch körperlich sehr stark. Ich war erstmal dauernd erkältet und habe so ziemlich alles mitgenommen, was es an Infekten gibt.

Aber ich hatte, mal abgesehen von den Kindern, auch Schlafstörungen, war ganz überdreht und angespannt, hab keine Ruhe gefunden – mein Hirn ist gar nicht mehr runtergekommen.
Das hat sich wirklich schlimm angefühlt bis ich schließlich leichte Panikattacken nachts bekommen hab. Wenn mein System herunterfahren sollte und auf einmal so viel Unverarbeitetes, „unzuendegedachte” Gedanken und nicht zu Ende gefühlte Gefühle da waren.

Da hab ich echt gedacht: „Krass, nein, das möchte ich nicht!”, so möchte ich mich nicht fühlen und ich hatte natürlich vorher auch schon von Achtsamkeit gehört, von Meditation, das war mir durchaus schon mal ans Herz gelegt worden von der einen oder anderen Seite.

NADINE: Man weiß es ja.

JULI:  Auch gerade in krassen Berufszeiten -aber ich musste mich erst so richtig schlecht fühlen und keine andere Idee mehr haben. Und dann habe ich mich hingesetzt und hab mir Meditationen herausgesucht. Ich wusste mir nicht anders zu helfen und habe Schritt für Schritt Entspannungsübungen gemacht, ich hab wieder angefangen Yoga zu machen – da dürft ihr euch jetzt nicht vorstellen, dass ich irgendwelche verrückten Handstände mache, auf gar keinen Fall. Ich bin, glaube ich, der ungelenkigste Yogi unter der Sonne. Aber du machst einfach eine Bewegung, synchronisiert mit der Atmung; das macht total viel mit dem Gehirn und der Energie. Solche Dinge.
Ich hab mich erstmal Schritt für Schritt aufgerappelt, aber habe natürlich auch immer darüber geschrieben, auch bei Social Media. Da habe ich wieder gemerkt: Es geht so vielen Mamas so.

Das erste Mal, dass ich ein bisschen was so in Richtung Empowerment gemacht habe, war als ich Armbänder gemacht habe. Das waren so „Superheldin-Mama”-Armbänder, als Reminder, damit wir uns jeden Tag daran erinnern, was für krasse Dinge wir für andere Menschen tun.

Es geht gar nicht um das Unbesiegbar sein, aber einfach darum, uns selbst jeden Tag daran zu erinnern. Da hab ich auch wieder gemerkt, das liegt mir so auf dem Herzen und ich bin immer an Grenzen gestoßen, wieviel ich noch tun kann. Jetzt mit den Seminaren und den Ausbildungen kann ich die ganzen Techniken und Strategien 1:1 so weitergeben. Es ist immer mehr gewachsen. Klar, du kannst auch von deinen eigenen Erfahrungen berichten, aber ich fands auch immer wichtig, dass die Frauen, mit denen ich arbeite, darauf vertrauen können, dass ich weiß, was ich da tue.

Das war mir wichtig und jeder, der irgendwas in Richtung Coaching und Beratung macht, weiß, du arbeitest ja auch immer mit dir selbst in den Ausbildungen und aus eigenem Interesse heraus. Natürlich sind das auch alles Tools, die ich genauso brauche und anwende.

NADINE: Das macht es auch einfach authentisch. Ich bringe immer das Beispiel vom Herrn Hipp: „Dafür stehe ich mit meinem Namen”. Das hat er vielleicht insgesamt nicht ganz so marketingtechnisch gemeint, wie er es letzten Endes gesagt hat. Aber es ist richtig so, so sollte es auch sein.

Ich möchte doch hinter dem stehen, was ich anbiete und verkaufe und im besten Fall hab ich das ja auch selbst getestet und für gut befunden. Weil ich es dann guten Gewissens weiterempfehle. Und dieses ganze Empfehlungsmarketing ist auch einfach das Beste. Wenn mein Nachbar sagt: „Das ist ein cooler Rasenmäher”, und ich sehe, der mäht damit den Rasen locker-flockig, dann werd ich mir den auch kaufen. Ich find das gut so.

JULI:  Es ist ja auch wichtig, Dinge nachempfinden zu können. Also zu wissen: „Hey, ich weiß, wie es sich anfühlt”. Es hat auch viel mit einer therapeutischen Zusammenarbeit zu tun. Meine Klientinnen sollen sich verstanden fühlen. Das würde auch natürlich an Grenzen stoßen, wenn ich jetzt niemals ein Stressthema gehabt hätte.

NADINE: Ja, total. Das sagen wir jetzt alles so selbstverständlich, weil du ja genauso als Personal Brand in deiner- ich sag mal- kleineren Blase bist. Wenn man sich aber einen größeren Konzern anguckt, wo ich jetzt z.B. herkomme, ist es einfach eine andere Denke. Bzw. dann wird das Branding oder auch Produkte von ganz viele Menschen konzipiert, weil eben auch ganz viele Menschen bestimmen dürfen.

Das verwässert ganz oft das Produkt, weil es ganz viele Ziele gibt, ganz viele Haltungen mit einfließen und du kannst eben nicht mehr das rausbringen, was für den Endkunden eigentlich am wichtigsten wäre: SEINE Problemlösung. Und deswegen ist es  so schön, wenn man noch so nah am Kunden und so nah am Produkt sein kann Weil es sich einfach viel ehrlicher entwickelt und dadurch normalerweise auch einfach besser verkauft. Man kann es besser anbieten, ohne es einfach nur auf den Markt zu werfen und danach wegzurennen und sich davor zu verstecken, was man da eigentlich geliefert hat.

JULI:  Was haben wir auch für ‘ne mega Voraussetzung dafür. Was haben wir für ‘ne mega Zeit dafür mit Instagram. Kannst ‘ne Story machen, Umfrage rein, Fragen-Sticker rein und du weißt sofort, wie sich die Menschen in deiner Community fühlen und was sie bewegt.

Ich hab z.B: bei meinem ersten Online Kurs gedacht: „Das wäre ein mega Thema und da hab ich Bock drauf”, aber da hatte kaum jemand anderes Bock drauf. Dann kannst du es trotzdem machen oder du kannst halt gucken, was die Menschen wirklich brauchen.
NADINE: Da wächst man so rein. Auch in dieser Online-Kurs Welt mit ihren Beta-Phasen und Testern. Das klingt immer so ein bisschen nach: “Kannst du es nicht gleich richtig verkaufen?”, aber unterm Strich ist es richtig sich erst einmal heran zu tasten, weil ich mir das Feedback von Menschen einhole, denen ich auch helfen möchte.

Und wie du schon sagst, ob es jetzt über Sticker ist oder Umfragen oder den Kurs, das macht alles Sinn. Ich möchte ja auch langfristig ein Miteinander beibehalten und miteinander weiterarbeiten und agieren, und das nicht nur im bezahlten Bereich. Social Media ist teilweise auch nur ein sich gegenseitig bespaßen. Und das ist schön und gut.

JULI:  Absolut.

Tipps für die tägliche Aufgabenbewältigung
(14:22-20:59)

NADINE: Nun hast du drei Kinder, allein diese Vorstellung bringt mich maximal ins Schwitzen. Ich hab eins, und das bringt mich manchmal schon an die Grenzen. Ich find das unheimlich spannend, weil du auch von der Sorte bist, die ganz viele Projekte hat und ganz viele Ideen, ganz viele To-Dos. Da rutscht man ab und an in diesen Sumpf des Mental Load und deswegen ist dieses Pass-auf-dich-auf-Thema auch so unglaublich wichtig.

Aus meiner Erfahrung aus den letzten Wochen heraus ist es bei vielen tatsächlich Yoga und Meditation. Sicherlich, weil das auch ein Trendthema ist, aber einfach ein sehr Gutes. Ich bin gespannt, was ich noch an Strategien anderer kennenlernen werde. Bei mir ist der klassische Sport, ich gehe tatsächlich ins Fitnessstudio und mache Kurse, bei denen ich noch eine Stunde nen Tomaten-Kopf habe und nirgends hin kann. 

Aber jetzt nochmal zurück. Du lebst eben mit deinen drei Kids und ganz vielen Projekten und der Family zusammen. Was wären denn so deine drei besten Tipps um nicht jeden Abend das Gefühl zu haben, schon wieder nicht alles geschafft zu haben? Hast du irgendwas, wo du sagt, da achtest du darauf, um auch bisschen den Fokus zu behalten?

JULI:   Das kommt so alles in einander. Du musst wissen, was das Wichtigste ist.

NADINE: Die klassische Prioritäten-Liste.

JULI:  Ganz klar. Und das kann ich sowohl beruflich machen als auch privat. Ich kann überlegen, wie wichtig ist es jetzt, die dritte Maschine Wäsche zu waschen. Das ist natürlich wichtig, wenn der Schrank leer ist. Wenn es jedoch nur darum geht, es zu schaffen, dann kann es auch liegen bleiben. Aber was ist so wirklich das Allerwichtigste? 
Das schreibe ich mir auf meine Liste ganz nach oben, ruhig fett unterstrichen und ganz groß. Um auf der einen Seite meinem Gehirn das ganz klar zu machen, und das dann als allererstes angehen. Wenn das erfüllt ist, weiß mein Gehirn: „Mega, ich hab die Tagesaufgabe geschafft.”

NADINE: Belohnungssternchen!

JULI:  Ja, genau. Der Rest ist Bonus und bei diesen Bonuspunkte darf man nicht eskalieren, es sollen nicht 17 weitere Punkte werden. Maximal 5 dürfen noch auf die Liste. Damit es nicht überfordert.

NADINE: Das bedeutet, du arbeitest mit nem Block oder Bullet-Journal, irgendwas Papiermäßigem,  wenn ich das jetzt so richtig herausgehört habe?

JULI:  Nee, mittlerweile habe ich ‘ne App dafür. Sonst hatte ich immer einen Kalendar. Jetzt kann ich das aber alles ganz nerdig mit meinem Mann oder dem Team synchronisieren, das ist praktisch. Wenn sich mir so von alleine Termine reinschreiben, finde ich das super.

Da drin habe ich immer eine Tagesliste, die ich abhake, und eine laufende Liste, aus der ich Punkte aufnehme oder eben nicht. Kommt drauf an, ob ich noch ein bisschen Luft habe oder es sonst für den nächsten Tag ansetze.

Und ich setze mich jeden Abend einmal kurz hin – das dauert bei mir nicht länger als eine Minute, weil ich weiß, was mittelfristig und langfristig anliegt, privat oder beruflich – und mache mir noch einmal alles klar: Was ist morgen das Wichtigste? Was will ich auf jeden Fall angehen? Was muss ich vielleicht auch angehen, weil ich zum Beispiel eine Frist habe und was ist sonst mein wichtigstes Herzensprojekt? Genau. Und dann mit den Prioritäten arbeiten.

Je mehr Kinder da sind, desto mehr probiere ich loszulassen und wirklich mit dem 80/20-Prinzip zu arbeiten. Also 20% Einsatz, 80% Ergebnisse. Kein Perfektionismus. Das spielt da so mit rein.
NADINE: Mit welcher App machst du das?

JULI:  Jetzt heißt sie „To-Do”, früher war es „Wunderlist”. Das finde ich okay, da kann ich einzelne Projekte anlegen und kann es teilen. Das funktioniert für mich gut.

NADINE: Ja, ich find das immer spannend, weil doch noch jeder in seiner eigenen Organisationswelt ist. Ich hab damals aus meiner alten Firma „Trello” mitgebracht.

JULI:  „Trello” und ich werden nicht warm.

NADINE: Siehste, und ich würde-glaube ich- tot umfallen, wenn plötzlich meine Boards weg wären! Ich arbeite mit den Kunden meiner Marketingagentur damit, und stimme vieles ab. Ich habe auch jetzt „Trello” offen, um unsere Fragen zu sehen und ziehe schon dort die Banner für Podcast & Blog rein.

Es ist echt spannend, auch wie viele tatsächlich noch mit Papier arbeiten – oder wieder. Dieser Trend zum Bullet Journal ist ja tatsächlich ganz cool.

JULI:  Da trenne ich auch nochmals. Wenn es bei mir um Themen wie Ziele geht oder wenn ich visualisieren will, was ich erreichen möchte oder erreicht habe, nehme ich auch Papier. Denn das ist tatsächlich für das Gehirn besser.

Du hattest noch das Gefühl angesprochen, dass man so gar nichts erreicht hat. Auch da rate ich: Schreib dir das mal auf!
Von Kind wecken, anziehen, Frühstück für mich und das Kind machen, bis hin zu Wäsche machen, alle haben die Zähne geputzt und so weiter. Und du merkst, da ist es nicht mal neun Uhr und du hast fünfzig Sachen erledigt!

Die Frage ist ja nur, als wie wichtig wir das bewerten. Ich schmeiße jetzt hier eine dritte Maschine Wäsche an, weil ich der Sache keinen Wert beimesse. Vielleicht fühle ich mich deshalb so. Wenn ich gucke, was dahinter steckt, nämlich, dass die Menschen, die mir wichtig sind und die auf mich angewiesen sind, gut versorgt sind und etwas zum Anziehen und die Dinge haben, die sie mögen und brauchen, dann bekommt das einen ganz anderen Wert.

Unerfüllt im Alltag
(20:60-22:04)

NADINE: Ja, das stimmt. Das ist eine schöne Herangehensweise, denn so funktioniert der Alltag tatsächlich eigentlich nicht. Jeder von uns weiß: Die Familie hat Prio 1, aber bei den Aufgaben über den Alltag hinweg, ist es am Ende doch wieder die Arbeit. Das ist von der Denke her tatsächlich nicht richtig.

Bei den Menschen, die ich am meisten liebe, ist es auch wichtig, dass diese erstmal – im Positiven – abgefrühstückt werden und dann schiebe ich sie aus dem Haus. Und dann fange ich erst mit der Arbeit an.
Ich sollte nicht schon vorher anfangen, die Menschen ganz schnell aus dem Haus zu fegen, weil ich unbedingt mit Arbeiten anfangen muss. Da erwische ich mich auch selbst immer bei.

JULI:  Das geht jedem mal so. Das ist auch ein Punkt, wo wir uns oft unerfüllt fühlen. Weil wir eben gar nicht präsent sind. Wenn wir mit den Kindern sind, sind wir mit dem Kopf bei der Arbeit und wenn wir bei der Arbeit sind, gehts genau anders herum.

Das ist eben die Praxis. Das ist nichts, wo man einmal einen Schalter umlegt. Wenn wir üben präsent zu sein, mit dem, was wir gerade tun und mit den Menschen, die um uns sind, dann führt das zu viel mehr Erfüllung.

Die Elternzeit als Chance
(22:05-27:22)

JULI:  Weil du gerade die Arbeit erwähntest: Ja, die meisten Frauen, die bei deinem Podcast zuhören, haben wahrscheinlich einen Job oder ein Business oder bauen es gerade auf. Aber wenn du in Elternzeit bist und vielleicht deine Stelle pausiert oder du weißt, danach wird es etwas anderes geben, dann bricht ganz viel weg.

Ganz viel von dieser Bestätigung, die wir durch den Job haben, die auch gut und wichtig ist, denn das ist auch ein Grundbedürfnis von uns.

Sich dann aber klar zu machen: Das ist jetzt nicht weniger wichtig. Das hat auch einen ganz hohen Wert. Wer sagt denn, was jetzt wichtiger ist und was wertvoller? Darauf kann man mit der eigenen Einstellung ganz gut Einfluss nehmen. Im Bezug darauf, wie es mir mit der Mutterrolle geht.

NADINE: Ich habe gerade viel mit Mamas zu tun, die genau in dieser Phase zwischen „Ich bin gerade in Elternzeit und finde mich selbst” und „Ich merke, ich finde dieses Selbstständigkeitsthema sehr spannend” sind.

Diese Elternzeit-Phase ist menschlich so viel wert, weil man sich oft nochmal neu erfindet. Die Arbeit hat nicht mehr diese Prio hat und es fällt ganz viel Last ab. Man entwickelt auch neuen Mut, sich auch in ganz andere Richtungen zu bewegen.
Ich fand es zum Beispiel früher total abwegig, mich selbstständig zu machen. Ich bin so klassisch erzogen und so wahnsinnig sicherheitsliebend, dass ich dir vor drei, vier Jahren noch gesgat hätte: „Im Leben mach ich das nicht!”

Aber dieses „sich finden”, das Kind ist da, das Arbeitsverhältnis ist anders als früher, es gibt weniger Verantwortung; da spielen ganz viele Dinge mit rein und diese Chance der Elternzeit, wenn man zu Hause ist und sich ein bisschen finden kann, ist total spannend und total bereichernd.

JULI:  Ja, und ich meine, …

…wie sicher ist diese Sicherheit wirklich, wenn wir unser Einkommen komplett von einem Unternehmen abhängig machen? Und wie sicher ist unser Einkommen, wenn wir das von unseren Stärken und Fähigkeiten, die uns keiner nehmen kann, abhängig machen?
Ich weiß, das ist ein mutiger Schritt, aber eigentlich sind wir viel sicherer, wenn wir aus uns heraus etwas bauen. Aber natürlich ist nicht jeder eine Unternehmerin.

NADINE: Nein, es passt nicht zu jedem.

JULI:  Das ist auch vollkommen okay und gut so. Ich glaube auch, wir in der Elternzeit oft merken, wie kostbar Zeit ist. Ich glaube, jede Frau hat so einen Zeitpunkt, an dem sie sich fragt: „Was habe ich eigentlich früher jeden Samstag gemacht?”

NADINE: Was war das, Langeweile, nee…kenne ich nicht mehr?!

JULI:  Ich würde meinem früheren Ich am liebsten mal rechts, links eine geben. Nach dem Motto: Jetzt mach doch mal! Nutz doch mal deine Zeit, du könntest jetzt Mandarin lernen!

NADINE: Genau.

JULI:  Was machst du eigentlich, hängst hier rum!

Die Zeit ist einfach viel kostbarer und bei mir war es auch der Punkt, dass ich jeden Tag 150 Kilometer gependelt bin.

NADINE: Ja, das Thema hatte ich auch.

JULI:  Da will ich doch nicht die Zeit auf der Straße verbringen und meine Kinder nicht mehr sehen. Dann sollte man überlegen, wie cool mein Job wirklich war, auch aus meinen Werten und meinen Stärken gesehen. Das ist natürlich eine große Herausforderung, weil es auch für die Männer ein Umbruch ist. Ein doppelter Umbruch, einmal in die Vaterrolle, und dann auch beruflich. Das ist voll die Herausforderung für uns Frauen, aber auch voll die Chance.

NADINE: Ist es.

JULI:  Eigentlich ist es auch ein Geschenk

NADINE: Ich fand das super. Das Leben hat sich um 180 Grad nochmals gedreht, nicht nur privat, sondern eben auch beruflich.

“Sein Ding” zu finden liegt ja auch nicht plötzlich in der Elternzeit vor der Tür. Außer ich bin wirklich so eine Do-it-yourself-Mama und baue schon seit 20 Jahren … weiß ich nicht… irgendwelche Blumenbögen und kann das einfach super. Es ist wirklich ein “sich finden” und gucken: „Was kann ich wirklich richtig gut und was erfüllt mich von Herzen?”

Wie gesagt, ich fand das ganz toll und hatte vorher auch super Jobs. Also war es nicht so, dass es schrecklich davor war und ich etwas Neues finden musste. Es hat sich schön gefügt.
Nicht, dass es einfach war, es gab auch harte Tage, aber ich kann es nur total befürworten. Dir geht es ja auch nicht anders. Selbstbestimmt leben und arbeiten ist, gerade was auch die Vereinbarkeit angeht, schon eine feine Sache.

JULI:  Ja, jetzt holt mein Mann mit dem Baby zusammen die Großen aus der Kita ab und ich habe jetzt hier die Zeit für unser Gespräch. Manchmal müssen wir gucken, wie wir das regeln und auch mit dem Baby die Zeitfenster schaffen können. Aber eigentlich ist es mega.

Unterstützung im Alltag ist okay
(27:23 – 31:25)

NADINE: Find ich auch. Habt ihr denn irgendeine Art Unterstützung für den Alltag? Gibt es noch eine Oma,Tante oder Freundin, die euch noch supportet?

JULI:  Jein. Nicht im Umfang, wie andere es haben. Meine Schwiegereltern wohnen um die 70 Kilometer entfernt und mein Papa 50 Kilometer. Das geht schon mal.

Was cool ist, meine Schwester und ich wohnen in einem Haus – noch. Langsam stößt es platzbedingt an unsere Grenzen. Da können wir uns schon gut unterstützen. Wir haben nichts regelmäßiges am Start, aber wir haben ein ganz gutes Netzwerk, auch aus Freunden. So hole ich beispielsweise mal die Kinder mit von der Kita ab. Auch wenn ich weiß, ich bin dann und dann mit allen drei Kindern alleine, verabrede ich mich mit einer Freundin.

Wenn ich das Gefühl habe: „Boah, heute kann ich die nicht so gut händeln”, weil meine Energie nicht so hoch ist, dann darf ich es mir selber leichter machen und mich mit Menschen treffen, um zum Beispiel zusammen Abendbrot machen.
NADINE: Ja, das ist super. Ich denke auch, dass muss nicht immer die Familie sein, das ist auch das Netzwerk, wie du es auch nennst.

Es ist schön, Dinge mal gemeinsam zu machen. Dann trifft man sich mit einem befreundeten Paar, die auch ein Kind haben und wenn sich die Kinder einigermaßen vertragen, haben alle gewonnen. Man muss es nur einfach tun.

JULI:  Genau. Manchmal ist es auch entspannter wenn es nicht die eigene Familie ist.

NADINE: Ja, total. Das unterschreibe ich dir blind.

JULI:  Das brauchen wir schon. Wir sind in der Verantwortung, uns das selbst zu bauen und da vielleicht auch wieder den Vorteil zu sehen. Es wird ja oft gesagt, früher war das so viel einfacher, da waren Omas und Mütter da. Ja, die waren alle da, aber ich stelle mir das auch nicht nur rosig vor.

NADINE: Nee, da war nichts mit Selbstfindung.

JULI:  Ein ganz schöner Druck herrschte noch. Meine Oma hatte noch ihre ganzen Tanten um sich herum, aber die haben so einen Druck gemacht, dass sie sich nicht getraut hat, in einem anderen Abstand als vier Stunden zu stillen. Alles hat Vor- und Nachteile. Ja, da wurde Wissen von den Generationen weitergegeben, aber was für Wissen? Da dürfen wir uns heute auch selbst eine Gemeinschaft suchen, die sich aufeinander verlassen kann.

NADINE: Das ist für mich auch wirklich ein großer Part der Selbstfürsorge. Sich eben selbst zuzugestehen, dass es nicht von alleine funktionieren muss.

Meine Mama kocht zum Beispiel ab und zu für mich. Sie kocht einfach ein bisschen mehr und bringt mir die Tupper vorbei. Das sind Dinge, die ich im Studium früher schrecklich fand. Wenn sie sagte: „Ich bring dir was mit”, meinte ich: „Lass mich in Ruhe, ich will das überhaupt nichts”. Heute denke ich: „Oh, mach doch öfter, ist doch super!”

JULI:  Und das können wir auch mit Freundinnen machen.

NADINE: Ja, wir machen gerade Suppen-Wochen, die Nachbarn und ich.

JULI:  Wie cool.

NADINE: Das ist schön! Wir haben uns da aufgeteilt: In der Woche kocht jeder zweimal. Man hat so nicht diese Verpflichtung, täglich etwas machen zu müssen. Das hilft einem selber.

Da ist es auch egal, ob mein Kind mitisst oder ob ich ihm separat etwas mache. Es hilft mir, nicht mittags diesen Druck zu verspüren: „Och Mensch, ich hab Hunger”, aber da steht noch nichts.

JULI:  Absolut.

NADINE: An was für Stellschrauben man drehen kann, damit es einem mental und natürlich körperlich gut geht. Das muss man für sich erst wieder finden und da rein kommen. Weil das Leben mit Kindern definitiv ein anderes ist.

JULI:  Ja.

Kam die Selfcare mit den Kindern?
(31:26-32:51)

NADINE: War es denn für dich so, dass dieses Du-musst-auf-dich-aufpassen-Thema wirklich erst über die Kinder hochkam? Oder hattest du vorher schon so etwas wie Yoga, wo du gemerkt hast, dir geht es gut, wenn du da deine Auszeit findest?

JULI:  Ganz viele von uns haben so ein „Leistungsthema”. Viel Zuspruch bei guter Leistung und all das. Darauf sind wir total konditioniert und das hatte ich auch. Deswegen waren Pausen und Auszeiten schon immer ein Thema für mich.

Aber ich habe mich auch immer schon viel aktiv entspannt, durch Bewegung, Wandern, Sport und Mountainbiken. Aber dass es so in die Tiefe und Stille geht, ist wirklich jetzt erst ein großer Teil meines Lebens geworden. In der Form, dass ich es konsequent jeden Tag mache. Aber nicht eine Stunde lang, meistens ist es noch nicht einmal eine Viertelstunde.

Und wenn es nur 5 Minuten sind. Aber ich versuche jeden Tag zu mir zu kommen, mich mit mir zu verbinden und mich zu fragen „Wie gehts mir eigentlich?”
Welches Feedback geben dir andere Mamas?
(32:52-36:00)

NADINE: Das ist total so.

Jetzt ist dein Ziel, dass sich die Mamas wieder mehr „WOW” fühlen. Über deine 1:1 Termine bekommst du sicherlich auch direkte Feedbacks. Was würdest du sagen, sind die typischen Pain Points, die du im Alltag von anderen Mamas als Feedback zurückgespielt bekommst? Was fehlt ihnen, um sich wieder „WOW” zu fühlen? Gibt es da bestimmte Punkte, die sich häufen? In meinen Augen ist es tatsächlich das Figurthema Aktuell machen gefühlt alle Hula-Hoop… ich auch. Mehr oder weniger 

JULI:  Das habe ich nur am Rande mitbekommen.

NADINE: Ach, lustig!

JULI:  Die Figur ist ein Thema, das immer mitschwingt, aber ganz krass ist immer das Thema „Zeit für mich”, „Raum für mich” und meine Bedürfnisse überhaupt erst mal zu spüren.

Was ist überhaupt ein Bedürfnis? Wir alle werfen mit diesem Begriff um uns ohne überhaupt genau zu wissen, was das alles ist.

Da wird dann drauf geguckt: Das sind Bedürfnisse, die und die Gefühle zeigen dir, wenn dein Bedürfnis unerfüllt ist, und dann verstehen wir so unglaublich viel über uns selbst. Das wirkt sich sehr auf unsere Beziehungen zum Kind und Partner aus. Bedürfnisse sind also ein ganz wichtiges Thema, diese zu spüren und zu erfüllen.

Wir sind ja nicht nur die willenlosen Werkzeuge des Lebens, die so herumgeschubst werden. WIR machen das. Wir stellen den Zeitplan ja auf.

Da muss man ganz behutsam heran gehen, einen Blick für entwickeln und es ändern. Man muss lernen, sich Pausen zu gönnen und sich zu erholen. Wie entspann ich mich überhaupt und was tut mir gut? Das wissen nicht viele.

NADINE: Nicht jeder ist da ein Yogi, vielleicht musst du eher einen Marathon laufen.

JULI:  Es reicht auch einfach, wenn du ein paar Dehnübungen machst oder Hula-Hoop und so. Ich bin da, glaube ich, zu schusselig für.

Finde heraus, was deins ist und was dir Freude bereitet, was dir gut tut. Ich finde es auch immer gut, dass mit ein paar weiteren Informationen zu vermitteln. Also nicht nur zu sagen: „Mach Sport”, sondern dazu sagen: „Das baut deinen Cortisol-Spiegel und deine Stresshormone im Körper ab und macht dich stressresistenter”.

Dann weiß ich: „Ach krass, ich erhole mich nicht nur, ich mache mich auch selbst mental fitter”. Es schafft oft größere Anreize oder einen tieferen Sinn dahinter, warum ich Dinge tue. Nicht nur „Ich sollte ja”. Sonst wird Selbstfürsorge schnell so ein Punkt: „Jetzt muss ich auch noch Me-Time machen, weil das bei Instagram alle schreiben”.

Wir sind für uns selbst verantwortlich
(36:01-39:35)

NADINE: Ja, ich denke, das Wichtigste ist tatsächlich sich bewusst zu machen, dass wir das ändern können und dass es wirklich nicht die äußeren Umstände sind.

Ich nehme immer gerne meinen Mann als Beispiel, dem ist so maches TO DO nämlich völlig egal. Wenn er jetzt keinen Bock hat, die Waschmaschine auszuräumen, dann piept die halt. Da krieg ich nen Föhn, das kann ich nicht! Aber dann hört sie irgendwann auf zu piepen und die Wäsche liegt noch vier Stunden drinnen. Da ärgern wir uns zwar miteinander, aber unterm Strich denke ich oft, dass es eigentlich toll ist, so tiefenentspannt zu sein. Er legt sich oft nach dem Mittagessen hin und macht ein Schläfchen. Das gönne ich mir nicht, weil ich eben meine To-Do-Liste vor den Augen habe.

Das ist selbstgemachter Stress, der nicht sein muss. Dann kommt wieder diese Spirale „Ich brauche meine Prioritäten” und muss entscheiden, dass ich von meinen 10 Aufgaben eben nicht alle heute machen muss.

Das sagte Tanja von den „Social Moms”  gestern auch so nett zu mir: Dinge erledigen sich auch manchmal von alleine. Wenn ich einfach mal zwei Tage warte, dann schreibt dir jemand, dass er es schon gemacht hat oder ein Termin klappt doch nicht.

JULI:  Oder die Wäsche ist alleine aus der Waschmaschine gekommen.?

NADINE: Darauf warte ich immer noch. Nein, aber vielleicht gönne ich mir nach drei Jahren Stress eine Haushälterin. Es gibt wirklich Lösungen für fast alle ätzenden Dinge.

JULI:  Das ist das Tolle, was idealerweise im 1:1 Coaching oder in kleinen Gruppen passieren kann. Je tiefer wir dahinter blicken können, wieso ich mir diese Liste eigentlich mache und warum ich eigentlich so viel schaffen will, desto mehr Strategien sind zu erkennen. Und Strategien um uns so oder so zu fühlen, sind nicht immer günstig und gesund.

Je mehr Strategien ich begreife und was ich eigentlich damit erreichen will, desto einfacher kann ich das Ganze ändern und dafür sorgen, dass ich mir das gebe, was ich eigentlich brauche.

Es ist toll, dass man in der Tiefe unglaublich gut arbeiten kann. Ich weiß noch, als ich am Anfang meines Coaching Business stand und gerätselt habe, was die größten Probleme sein mögen. „Die Frauen haben keine Zeit für sich und sind erschöpft” – Ja, super, wie soll ich denen mehr Zeit und mehr Kraft verleihen?!

NADINE: 24 Stunden. Punkt.

JULI:  Da dürfen wir in die Tiefe gehen. Es geht ganz viel um Entscheidungen in meinem Kurs. Du kannst drei Stunden Instagram am Abend machen, aber mach das dann bewusst!

Willst du das wirklich oder willst du nach den drei Stunden lieber denken: „Ach, ich hab ein bisschen Gymnastik gemacht, ich hab einen Tee getrunken und ich hab eine halbe Stunde mit meinem Mann gequatscht.

Alles gut, aber triff eine bewusste Entscheidung. Und es braucht Übung dafür überhaupt erstmal einen Blick zu bekommen. Wir haben sehr viel mehr Hebel, die wir anpacken können als uns bewusst ist. Ich bin da auch nicht perfekt und tappe immer wieder in Fallen. Es gibt auch immer wieder Phasen, wo ich nicht total diszipliniert bin, aber dann kommt irgendwann die Unzufriedenheit. Dann greife ich nochmal zu diesem und jenem „Werkzeug”.

NADINE: Wir müssen uns nicht bis zum geht nicht mehr selbst optimieren. Das ist auch ein wilder Trend, mit so vielen Tools und Tipps und Trackings und haste nicht gesehen.

Wieviel Zeit brauchst du täglich für deine Arbeit?
(39:36-46:23)

NADINE: Sag mal so aus dem Bauch heraus, wieviel Zeit benötigst du am Tag für deine Arbeit? Kannst du sagen, ich habe einen Halbtagsjob, um es klassisch auszudrücken, oder hast du für dich klare Zeitfenster, die du versuchst, freizuhalten? Oder ist es eher Freestyle wegen der Kids?

JULI:  Naja, dadurch, dass unser jüngster Sohn gerade 10 Monate alt ist, ist es eh alles im Moment ein bisschen im Ausnahmezustand gewesen. Vorher war es so, dass wenn die Zwillinge in der Kita waren, ich die Vormittage genutzt habe. Ich kann es dir gar nicht sagen. Ich glaube, ich arbeite unter dem Strich so viel wie noch nie zuvor in meinem Leben. Und es fühlt sich leicht an. Einfach, weil es für mich Freude ist. Klar, gibt es Punkte, zu denen ich mich aufraffen muss, aber mir macht meine Arbeit so viel Freude, dass ich es gerne in meiner „Freizeit” mache, weil es mich total erfüllt. Das ist natürlich ideal. Wenn wir einfach in unseren Stärken arbeiten. Jetzt ist es so, dass ich arbeite wenn der Kleine tagsüber schläft.

NADINE: Da hechtest du zum PC!

JULI:  Nee, dann ist erstmal wenn ich es morgens nicht geschafft habe meine Mediationszeit. Und abends noch ein bisschen. Ich habe zwei feste Vormittage, die wir manchmal zwischen Samstag und Sonntag hin und her schieben.

Da gucken wir am Anfang der Woche drauf: „Was liegt an und wann kann ich mir meine Slots einfordern?”.

Aktuell sind wir auch wieder dran und schauen: „Hey, wie macht es Sinn?”. Mein Mann arbeitet nämlich im Moment Vollzeit. Da gucken wir, was für Möglichkeiten wir haben, vielleicht arbeitet er einen Tag weniger und ich dafür mehr. Einfach um zu schauen, wo wir da am Ende bei rauskommen und uns einfach mal auf ein paar Gedankenspiele einzulassen. Ich finde es immer gut, zu wissen, wann ich Zeiten fix habe. Sonst kommst du ja auch total ins Schwimmen. Und auch mal zu sagen: „So what, dann ist das halt so.”

NADINE: Das ist ein ganz großes Bonbon -diese Freiheit zu haben, finde ich. Hast du denn Unterstützung? Irgendwie eine Art virtuelle Assistenten, die bestimmte Aufgaben für dich mit übernehmen?

JULI:  Ja, ich habe heute morgen noch einen kleinen Team-Call. Wir sind zu viert insgesamt bei „MOM to WOW”, da habe ich mittlerweile Unterstützung. Bei administrativen Dingen. Dinge redigieren, Korrekturlesen, Podcast schneiden, all das.

NADINE: Da würdest du auch immer für plädieren, oder? Das ist nämlich auch so ein Frauenproblem – man meint ja immer alles zu können und zu müssen. Aber dann merkt man auf der anderen Seite, das geht eigentlich nicht, weil es viel zu viel ist. Ich war auch ganz schnell beim Thema outsourcen.

JULI:  Das ist super.

NADINE: Ich find das klasse.

JULI:  Ich hab meine Zeit dafür gebraucht, aber irgendwann kommt der Punkt, da kannst du nicht mehr weiter wachsen und da kannst du auch nur eine begrenzte Zahl an Menschen erreichen. Ganz ehrlich, ich muss ja nicht jeden Newsletter selber setzen. Oder ich muss ja auch nicht jede E-Mail selber beantworten. Die Jenny, die meine Podcasts schneidet, die hatte dafür innerhalb von einer Woche ein viel krasseres System und Programm.

NADINE: Weil sie den Fokus drauf legen kann.

JULI:  Ja! Das war bei mir auch ein Prozess, einmal das Loslassen, aber auch erstmal gucken, wie ich Budget generieren kann. Und dann zu sagen: „Okay, jetzt mache ich das.”

Aktuell sind das Freelancer, aber mal gucken wo die Reise hingeht. Ich fänd es schon auch schön, so ‘ne Verantwortung zu tragen und auch Arbeitsplätze zu schaffen. Gerade auch für Frauen, die remote arbeiten und es sich selber einteilen.

Wir haben zwar ein paar Fristen und Termine, aber jeder von uns arbeitet ganz unabhängig und in seiner Zeit. Wir überlegen trotzdem regelmäßig: „Hey, bist du noch in deinen Stärken, macht dir das noch Freude, was du machst”, sonst müssen wir switchen. Damit es für jeden so schön wie möglich ist. Das ist auch gewachsen in den letzten Jahren.

NADINE: Das ist ganz viel wert, sich auf Menschen verlassen zu können und ich gebe dir auch absolut recht. Bei mir sind das auch alles keine Angestellten, aber mindestens eine Handvoll Menschen, die involviert sind.

Das bereichert und ich sehe auch, dass viele anfangs Sorge haben diesen Schritt zu gehen, weil das natürlich auch eine finanzielle Verantwortung ist, die man hat. Gerade auch wenn man am Anfang steht und noch kein Geld reinkommt ist es natürlich eine große Überwindung zu sageNadine: „Ich investiere erstmal in mich.”

Aber ich bringe da auch immer folgendes Beispiel: Wenn ich wirklich sage, ich möchte ein Unternehmen pyhsisch gründen, ich möchte vielleicht ein Geschäft haben, habe ich bei einem Ladengeschäft und beim Verkauf von Dingen ganz andere Investitionen zu Beginn. Ich muss mir erstmal die Räumlichkeiten mieten, muss den Einkauf machen – also die Produkte oder die Rohware einkaufen. Das sind genauso Investitionen, die getätigt werden müssen. Da überlegt man aber nicht so lange, weil man irgendwie weiß, dass das sein muss.

Und bei den Helferlein, sage ich jetzt mal, da denkt man immer: „Ah, das muss ja vielleicht nicht unbedingt sein”, aber für mich sind es genau diese Investitionen, die ich sonst physisch hätte. Für Räume und Material.

JULI:  Ja.

NADINE: Das macht es für mich dann einfacher, Geld dafür auszugeben.

JULI:  Das ist dann vielleicht eine Wachstumsfrage. Das geht halt nicht wenn du alle Bälle noch selbst in der Luft hältst. Am Anfang hat es bei mir ganz viele Barter Agreements gegeben.

NADINE: Ah, ja, Barter Deals (= Tauschgeschäfte ohen Geldfluss)

JULI:  Ich hab was gecoacht oder was von meinen Fähigkeiten geteilt und dafür ihre Fähigkeiten bekommen. Das ist ein totaler Gewinn.

NADINE: Ja, denke ich auch, es gibt wenn man möchte, viele Lösungen, die eigentlich für beide Seiten schön und bereichernd sind. Man muss oft raus aus dieser typischen Denke, es muss nicht immer so straight sein.

Es geht auch ein bisschen zurück zu dem wie es früher war, da wurde auch getauscht. Ist doch schön, eine Kooperation kann auch nur so ein Deal sein und da muss nicht zwingend immer Geld fließen. Man hievt sich so gegenseitig Stufe für Stufe mit nach oben.

JULI:  Ja, absolut.

NADINE: Sehr schön, Juli. Ich danke dir sehr für deine Zeit!

JULI:  Von Herzen gerne! Danke für das schöne Gespräch.

NADINE: Ich sag einfach mal bis bald!

JULI:  Ja, danke dir, bis bald!

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