Gastbeitrag von Anette Lippert,
Autorin von Leading Mothers
Leider gibt es immer noch den Stereotypen, dass Mütter im Beruf nicht alles geben, weil sie andere Prioritäten haben. Daher werden sie auch für Beförderungen nicht in Betracht gezogen. Mutterschaft wird als Lücke im Lebenslauf gesehen. Ein schwarzes Loch, das für ein Unternehmen keinerlei Vorteile hat.
Viele Mütter trauen sich daher nicht zu, nach einer Führungsposition zu streben. Dabei ist Mutterschaft und Familienmanagement ein Boot-Camp für Führungsqualifikationen. Diese Führungskräfte sind wichtig, um dem aktuellen Führungskräftemangel entgegenzutreten. Ohne Mütter wird diese Lücke schwer zu schließen sein.
Mit Ihrem Kind / Ihren Kindern trainieren Mütter tagtäglich effektives Projektmanagement, Empathie, Resilienz und Mitarbeiterförderung. Sie planen und sind gleichzeitig flexibel. Sie denken lang- und kurzfristig. Sie können Krisen meistern und viele Bälle parallel in der Luft halten, und haben dabei immer die Prioritäten und Ziele im Auge.
Bisher noch nie daran gedacht, dass Ihr als Mutter täglich Führungsskills trainiert? Steht ein Bewerbungs- oder Beförderungsgespräch an? Dann solltet Ihr die folgenden Tipps beherzigen.
Hier meine 5 Tipps, für ein erfolgreiches Interview für eine Führungsposition
- Suche nach Beispielen
- Transfer
- Professionelle Sprache
- Mut fassen
- Anwenden
1. Suche nach Beispielen
Lasst Euren Alltag in den letzten Wochen vor Eurem inneren Auge ablaufen.
Was waren die Herausforderungen?
Seid Ihr mit Eurem Baby verreist? Wie eine der Interviewpartnerinnen aus meinem Buch „Leading Mothers“ sagt »Nach einem Kaka-Inferno im Flugzeug steht man jede Krise durch.« Durch die Reise habt Ihr also Krisenmanagement gelernt.
Habt Ihr endlose Warum-Fragen Eures Kleinkindes beantwortet? Damit habt Ihr Euer eigenes Wissen hinterfragt und neue Erkenntnisse gewonnen. Ihr seid dadurch offener für neue Informationen geworden. Und habt Geduld bewiesen.
Habt Ihr mit Eurem Teenager einen Termin zum Aufräumen des Zimmers festgelegt? Damit habt Ihr es geschafft die Perspektive und Lebenswelt eines anderen einzunehmen und erfolgreich zu verhandeln.
Nehmt Euch einen Zettel und einen Stift und schreibt alle diese Erfahrungen, Euren Lösungsansatz und die damit gelernte Führungsqualifikation auf.
Vielleich hilft Euch dabei meine Checkliste.
2. Transfer
In einem Bewerbungs- oder Beförderungsgespräch müsst Ihr zeigen, dass Ihr die unter 1.) gefundenen und definierten Führungseigenschaften auch im Geschäftsleben einsetzten könnt. Zeigt, wie diese Erfahrungen Euch zu einer besseren Führungskraft gemacht haben. Wie geht das?
Hier einer meiner Transfers:
Als mein Sohn ungefähr drei Jahre alt war, verbrachten wir einen Nachmittag auf dem Spielplatz. Im Sandkasten saß ein anderes Kind, das mit einem Bagger spielte. Kurz darauf spielte mein Sohn mit dem Bagger und das andere Kind heulte. Ich musste eingreifen, bevor es handgreiflich wurde.
An diese Szene dachte ich am nächsten Tag in einem Meeting, in dem sich zwei Abteilungsleiter um ein Projekt stritten. Spontan formte sich der Satz in meinem Kopf: »Jetzt gib ihm doch einfach den Bagger zurück.«
Diese Form der Konfliktlösung setzte ich dann auch in dem Meeting, in dem ich gerade saß, ein.
Ich habe vorgeschlagen, das Projekt gemeinsam zu lösen (gemeinsam zu spielen), die Aufgaben aufzuteilen (einer fährt Sand ran, der andere ist für die Burg zuständig) und später wieder zusammenzuführen (mit der fertigen Burg spielen). Es wurde klar definiert, wer der »Owner« des Projektes und wer für Teilprojekte verantwortlich ist. Das funktionierte sehr gut.
Klar, was ich mit Transfer meine?
- Professionelle Sprache
Es kommt in einem Bewerbungsgespräch nicht gut an, wenn Ihr niedliche Kindergeschichten erzählt. Damit werdet Ihr eher noch weniger ernst genommen: Das reduziert Euch auf die Mutterrolle.
Geht auch nicht davon aus, dass Euer Gegenüber schon weiß, was gemeint ist wenn Ihr sagt »Mit 3 Kindern und einem Job kann ich Projektmanagement«.
Drückt Euch professionell aus. Etwa so:
»Als Mutter dreier Kinder trainiere ich jeden Tag Projektmanagement mit definierten Milestones und einem heterogenen Projektteam in einem sich ständig ändernden Umfeld. Die Learnings aus dem familiären Projektmanagement habe ich bereits erfolgreich in geschäftlichen Situationen anwenden können. In meinem Beruf kann ich daher hervorragend viele verschiedene Projekte nebeneinander führen und auftretende Krisen schnell und effizient lösen.«
Dann sollte am besten noch ein Beispiel kommen, um die Erfahrung zu veranschaulichen. Professionelles Umfeld, professionelle Sprache und Beispiele.
- Mut fassen
Ihr seid immer noch nervös, ob Ihr diese Beispiele wirklich anbringen sollt? Verständlich. Kann sein, dass eure*r Interviewer*in solche Beispiele noch nie gehört hat. Oder noch nie daran gedacht hat Mutterschaft und Familienmanagement von dieser Seite aus zu sehen.
Warum solltet Ihr diese Themen trotzdem anbringen?
Es sind eure Stärken. Sie zeigen Eure Erfahrungen und Kompetenzen. Vielleicht guckt der Interviewer*in erst einmal komisch. Wenn Ihr Euch aber durch 1.) – 3.) gut vorbereitet habt, wird er/sie erkennen, welchen Schatz an essenziellen Führungsfähigkeiten er/sie bei Euch finden kann. Es gibt inzwischen auch Erkenntnisse aus Studien, dass Interviewer*innen dieses Vorgehen positiv bewerten. Ich habe in den Recherchen viele Frauen kennen gelernt, die ihre Führungsfähigkeiten aus dem Familienleben in Interviews erfolgreich eingesetzt haben.
Außerdem ist ein Interview immer eine zweiseitige Geschichte. Nicht nur der Interviewer*in beurteilt, ob Ihr die Stelle bekommen sollt, sondern Ihr beurteilt auch, ob ihr diese Stelle haben wollt. Möchtet Ihr wirklich in einer Rolle arbeiten, in der Ihr Eure Mutterschaft nicht thematisieren könnt?
Last not least … wenn wir Veränderung wollen müssen wir sie auch selber leben.
- Anwenden
Ihr habt Eure als Mutter gelernten Fähigkeiten herausgearbeitet? Sich über den Transfer ins Geschäftsleben Gedanken gemacht? Sich Beispiele überlegt? Ihr seid überzeugt, dass Euch diese Learnings dabei helfen werden diese Position angeboten zu bekommen?
Na dann los! Viel Erfolg!
Eure Anette
Hinweis: Teile dieses Textes kommen aus meinem Buch „Leading Mothers – Warum sich gerade Mütter eine Führungsposition zutrauen können“. Zu kaufen zB hier