Das Thema ist schon lange überfällig – aber heute sprechen wir endlich über Jobsharing. Ob eine Stelle 50:50 als Tandem funktioniert, zwei Personen im Co-Leadership zu jeweils 100% nebeneinanderagieren oder die prozentuale Verteilung am Ende über 100 liegt – alles ist denkbar.
Leider trauen sich bisher erst wenige Unternehmen an die große Chance der flexiblen Jobmodelle ran. Da spielt gerade uns Eltern der Fachkräftemangel doch sehr in die Karten.
Wie solch ein Jobsharing aussehen kann und warum es nicht an der Idee des Tandems liegen muss, wenn es doch mal nicht klappt – darüber spreche ich heute mit Esther Himmen von JOYntLeEADING.
3 Fakten über dich
Esther ist die Gründerin von JOYntLEADING® und unterstützt Unternehmen seit 2016 dabei, Jobsharing und Joint Leadership zum erfolgreich gelebten Arbeitsmodell zu etablieren.
Durch ihre Forschung als M. Sc. Wirtschaftspsychologin und des B.A. International Managements gewann sie einen wissenschaftlich fundierten Rundumblick zum Thema, worüber sie auch mehrere Publikationen veröffentlicht hat.
Privat lebt Esther mit ihrer Familie in Köln, liest und reist gerne und geht regelmäßig walken.
Wie kamst du zum Thema Jobsharing?
Als Kind einer kinderreichen Familie gehörte Teilen schon immer zu meinem Leben dazu. Ich habe das (fast) nie als Nachteil empfunden (geteiltes Zimmer als Teenie dann schon 😉), sondern immer als großen Gewinn, vor allem des Miteinanders. Das zieht sich also wie ein roter Faden durch mein Leben und hat mich 2016 dazu inspiriert, dieses Thema in meinem Studium auf berufliche Ebene zu übertragen: Das Thema Jobsharing wissenschaftlich aufzuarbeiten war damals absolutes Novum, die vielen Vorteile angesichts der Herausforderungen der Arbeitswelt haben mich dabei – bis heute – total inspiriert. Natürlich auch selbst als Mutter zweier großartiger Kinder.
Nach dem Studium zur Wirtschaftspsychologin war mir da schnell klar, dass ich dieses Thema gerne weiter voranbringen möchte – so entstand JOYntLEADING.
Was ist der Unterschied zwischen Tandem, Jobsharing, Topsharing und Co-Leadership?
Jobsharing ist der Überbegriff für ein flexibles Arbeitsmodell, bei dem in der Regel zwei Personen gemeinsam auf einer Jobposition arbeiten, so dass sie ein Tandem bilden.
Auf Management- oder Spezialisten-Ebene spricht man von Topsharing, Co-Leadership, Joint Leadership oder auch Doppelspitze. Alle Begriffe bedeuten, dass sich ZWEI Manager:innen oder Expert:innen EINE Führungs- oder Spezialistenrolle teilen. Beides ist in Teilzeit oder Vollzeit möglich, es gibt also auch Topsharing-Tandems, die häufig mehr als eine 100 % Stelle besetzen – ein großer Mehrgewinn für die Unternehmen!
Muss die Aufteilung immer 50:50 sein?
Nein. Jobsharing kann auf verschiedene Weise organisiert werden: Der Stundenumfang orientiert sich am Arbeitsumfang und den spezifischen Bedürfnissen der Position und der Jobsharer:innen. Wir kennen alles von 50:50 über 70:80 bis 100:100.
Hier ist vor allem wichtig, genug Zeit für Übergabe- und wertvolle Synergiezeit einzuplanen. So kann sich das volle Potential des Modells erst so richtig entfalten.
Was macht ihr bei JOYNTleading?
Wir sind überzeugt davon, dass Joint Leadership die Antwort auf viele Herausforderungen unserer Arbeitswelt ist. Dabei unterstützen wir mit wissenschaftlicher Expertise, Coaching-Erfahrung und Praxis-Know-How.
In der Kurzfassung: Wir unterstützen Tandems, Unternehmen und Coaches ganz individuell dabei, diese Form des Arbeitens und Führens nachhaltig einzuführen und umzusetzen. Das umfasst den gesamten Prozess. Unser Repertoire startet bei der Vorbereitung, dem Schaffen der Basis innerhalb des Unternehmens, geht über Unterstützung beim Recruiting, Matching und Themen wie Verträge gestalten bis hin zur Startphase und der Begleitung von Jobsharing-Tandems und ihrem Umfeld. Außerdem statten wir HR-Kräfte mit allem Know–How aus, die sie für das Einführen und Begleiten von Jobsharing als strategisches Arbeitsmodell benötigen. Das umfasst dann auch Themen wie die Wirtschaftlichkeit (lohnt sich Jobsharing überhaupt finanziell für mein Unternehmen?) und Interessestudien, mit denen wir untersuchen, ob bei den Mitarbeitenden überhaupt Interesse an diesem Arbeitsmodell besteht.
3 Tipps, damit ein Tandem funktioniert
Die drei wichtigsten Punkte sind in meinen Augen:
- Kein Blind-Date:
Das Tandem sollte sich vor ihrem gemeinsamen Start kennenlernen und über relevante Stellenaspekte austauschen können. Gegenseitige Sympathie ist entscheidend, um mit einem hohen Maß an Offenheit und Toleranz in das Joint Leadership Modell zu starten. Wichtig ist es auch, wenn ähnliche Werte und Haltungen geteilt werden. - Wissen, was man tut:
Wir empfehlen, sich bei der Vorbereitung und während der Einführung fundiert begleiten und beraten zu lassen und auch den Tandems ein spezielles Tandem-Coaching bzw. Tandem-Kompetenz-Training zu ermöglichen. So kann das Tandem ideal unterstützt und zum win-win-Erfolg werden. - Das Umfeld mitnehmen
Üblicherweise dürfen die Mitarbeitenden und Vorgesetzten erst noch lernen, was Jobsharing genau ist und wie genau es funktioniert. Oft sind da Vorurteile bzgl. Absprachen und Co. An der Tagesordnung – hier ist es wichtig, von Anfang an alle Aspekte, die dieses Modell mit sich bringt, transparent zu kommunizieren.
Dinge, die Tandems zum Scheitern bringen
Herausforderungen gibt es für jedes Tandem. Warum es in einigen Fällen zum Scheitern kommt, ist natürlich sehr individuell.
- Oft stimmt vielleicht die Chemie nicht, da die Tandempartner:innen unterschiedliche Wertevorstellungen haben oder zu gerne ihr eigenes Ding machen.
- Manchmal scheitert es aber auch an zu wenig Zeit oder Unterstützung von außen – deswegen ist es ja so wichtig, dass Tandems und ihr berufliches Umfeld von Anfang an gut auf ihre Zusammenarbeit vorbereitet und begleitet werden.
Wem folgst du online?
Ich bin vor allem bei LinkedIn aktiv und folge eher Hashtags als Personen, zum Beispiel dem Hashtag #Jobsharing, #topsharing #vereinbarkeit #tandem usw. Außerdem gibt es sehr viele Menschen, die ich einfach unglaublich inspirierend finde, darunter zum Beispiel Verena Pausder, Lea-Sophie Cramer und Düzen Tekkal