Sabine Rath

4 kids und Vollzeit – wie geht das Sabine?

3 Fakten über dich

  1. Gesprächsdenkerin (im Gespräch kommen mir die besten Ideen)
  2. Nachtisch über Hauptgericht (ich liebe Süßigkeiten über alles)
  3. Lifelonglearnerin (bin und bleibe immer neugierig und mag es sehr zu lernen)

 

Wie definierst du Vereinbarkeit?

Vereinbarkeit ist für mich die Fähigkeit, berufliche und private Lebensbereiche so zu gestalten, dass beide Bereiche in einem guten Gleichgewicht stehen. Dies kann immer mal wieder Höhen und Tiefen haben, aber im großen Ganzen ergänzt es sich. Vereinbarkeit ist für mich aber nicht nur eine Frage der Zeit, sondern auch der Flexibilität, der Unterstützung durch das Umfeld und der Schaffung von Rahmenbedingungen, die es ermöglichen, dass Menschen ihre individuellen Bedürfnisse und Ziele verwirklichen können.

 

Wie sieht ein normaler Tag bei euch aus? 

Was ist ein normaler Tag? 😂 In der Regel stehe ich um 5:20 Uhr auf und bereite alles (inklusive mich) für den Tag vor. Um 06:45 Uhr frühstücke ich mit zwei von vier meiner Töchter, danach machen sich alle fertig und gehen gegen 07:40 Uhr in die Schule. Gegen 08:00 Uhr fange ich an zu arbeiten. An den Tagen, an denen ich von zu Hause aus Arbeite, koche ich auch gerne das Mittagessen, ist stets eine willkommene Unterbrechung. Ab kurz nach eins wird es „wild“, denn auf Grund der unterschiedlichen Stundenpläne, kann ich mir kaum merken, wann wer, mit wem aus der Schule kommt. 😅 Und während ich dann wieder in mein Homeoffice gehe, hoffe ich, dass alle sich um ihre Hausaufgaben und Hobbies kümmern. Glücklicherweise hat der Herr des Hauses hier auch stets ein Auge drauf und managed den Nachmittag. Um 19:00 Uhr sitzen wir dann alle zusammen beim Abendessen, mein Hihghlight des Tages, da immer lustig, laut und zuweilen auch intensiv im Austausch. 

 

Wann und warum hast du dich wieder für Vollzeit entschieden?

Ich wurde entschieden, durch Covid. Am 17. März 2020 wurden alle Clubs und Events in Deutschland auf unbestimmte Zeit geschlossen und da mein Mann DJ und Musikproduzent ist, war unser Hauptfamilieneinkommen von einem Tag auf den anderen auf Eis gelegt. Ein Schockzustand für den wir allerdings kaum Zeit hatten, denn schließlich hatten wir plötzlich auch vier Homeschooling Kids zu Hause und ich bin innerhalb von zwei Wochen von 50% Teilzeit auf Vollzeit gegangen, im Lockdown, um wenigstens einen kleinen Teil des fehlenden Einkommens abzufangen. Allerdings dachte ich, dass nach 6 Monaten der Spuck vorbei wäre und ich wieder reduzieren könnte. Nun, wie wir alles wissen, kam es anders und je mehr Monate ich in Vollzeit arbeitete, desto mehr habe ich mich mit dem Thema der finanziellen Abhängigkeit auseinandergesetzt. Diese trifft Mütter mit mehr als 2 Kindern ja besonders hart, wie ich feststellen musste. „Nur ein volles Erwerbseinkommen sichert die Rente und finanzielle Unabhängigkeit von Müttern“, – das war meine Erkenntnis nach vielen Recherchen, vor allem aber dem großartigen Buch von Helma Sick „Frau und Geld“. Von da ab Dezember 2020) war mir klar, dass ich ab jetzt nur noch Vollzeit arbeiten werden, auch wenn wir dafür unser gesamtes Familienmodell umstellen müssen. Denn auf der Seite wurde mir auch klar, dass ich ansonsten (mit hoher Wahrscheinlichkeit) im Alter meinen Töchtern auf der Tasche liege. Und das möchte ich auf keinen Fall. 

 

Rentenausgleich an das Eltern, das in Teilzeit geht – ja oder nein?

Ja. Ja. Und nochmals Ja. Das ist nicht verhandelbar. Punkt. Und ich bin große Fan des 3 Kontenmodells: ein Konto auf das beide Gehälter laufen (Familieneinkommen). Von hier aus werden alle Kosten abgezofen (Miete, Hobbies, Auto, Versicherungen, Kindergarten….) und der restliche Betrag wird zu jeweils 50% auf zwei weitere Konten geteilt, eins für jedes Elternteil. 

 

Wie gehst du mit Kritik an eurem Modell um?

Glücklicherweise gibt es nicht wirklich viel Kritik, eher Verwunderung, ob mir das nicht alles zu viel ist. Das liegt wahrscheinlich hauptsächlich daran, dass meine Jüngste schon 6 Jahre alt war, als ich wieder Vollzeit eingestiegen bin. Wäre sie unter drei Jahre alt gewesen, dann wäre ich sicherlich einer viel massiveren Kritik ausgesetzt gewesen. Aber unabhängig davon weise ich bei solch einer Kritik immer wieder darauf hin, dass ich Vollzeit arbeite, eben weil ich meine Kinder liebe. Und einen genauso großen und wertvollen Teil zum Familieneinkommen beisteuern möchte, wie der Herr Papa zur Care-Arbeit. 

 

Welche Eltern-Benefits im Unternehmen würden wirklich helfen?

Absolute Flexibilität in Arbeitszeit und -ort. Das ist der Dreh und Angelpunkt für eine besser funktionierende Vereinbarkeit. Ja, das ist richtig viel Arbeit für Unternehmen all diese Modelle zu ermöglichen, aber die Last der Vereinbarkeit wurde lange genug ausschließlich auf dem Rücken der Mütter getragen, jetzt verteilen wir diese Verantwortung mal endlich auf die Schultern, auf die sie gehört: Politik (Kita und Ganztagsschulenausbau), Unternehmen und Gesellschaft. 

 

Wem folgst du gerne?

  1. Isabel Gebien. Sie war eine der ersten Personen, denen ich auf LinkedIn gefolgt bin. Ich liebe ihren Podcast mit all den inspirierenden Persönlichkeiten und bin beeindruckt von Isabels Bandbreite an Themen, die von einem starken Regenbogen-Faden zusammengehalten werden: soziale Gerechtigkeit. 
  2. Jule Jankowski: die Art und Weise wie Jule in ihrem Podcast durch ihre Fragen in die Tiefe taucht, fasziniert mich immer wieder. Sie hat eine ganz eigene Art, Themen zu betrachten, mal ganz davon abgesehen, dass ihre durch die bereichernden Impulse ihrer Gäste, viel mitnehmen kann in mein eigenens Arbeitsumfeld.
  3. Natalya Nepomnyashcha: ich bewundere sie sehr für ihre klare und starke Sprache. Sie das Thema soziale Herkunft beim Namen und bringt sie auf den Punkt – und das obwohl dies gar nicht gerne gesehen wird. Schwierige Themen dürfen in Deutschland nur unter ganz bestimmten Bedingungen genannt werden, so dass der/die deutsch CIS-Person sich nicht angegriffen fühlt. Und ich finde es einfach großartig, dass Natalya hier voll dagegenhält – zum einen, weil sie es einfach kann und zum anderen, tun wir uns keinen Gefallen damit, die Dinge nicht beim Namen zu nennen. Diese Haltung hat einen negativen Impact auf jedes Veränderungsvorhaben. 
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